Egal, ob ein Vereinsjubiläum gefeiert, ein Tanklöschfahrzeug gesegnet oder eine
Straße dem Verkehr übergeben wird. Spätestens nach den letzten Worten der Reden
haben die Festgäste nur mehr eine Frage: Wo gibt´s die Hendln?
I
m Volksmund werden sie
liebevoll „Gummiadler“
genannt und bei jedem
Fest stellen sie alle Promi-
nenten in den Schatten. Weil,
ehrlich: Was ist auch schon
ein Landtagsabgeordneter, ein
Nationalrat oder sogar ein Mi-
nister gegen ein saftiges Grill-
hendl? Wir baten so ein Grill-
hendl zum Interview.
Sie sind der eigentliche Star
bei jedem Fest. Trotzdem hal-
ten Sie sich dezent im Hinter-
grund.
Grillhendl:
„Ich seh´ mich
jetzt gar nicht so als Star. Ich
würde sagen, dass ich einfach
dazugehöre. Das hat Tradition
und was wäre bei uns ein Fest
ohne saftige Grillhendln?“
Was sind Ihre besten Beila-
gen?
Grillhendl:
„Auf alle Fälle
würde ich einmal sagen, dass
eine Halbe Bier dazu gehört.
Ob jemand lieber eine Semmel
oder Pommes frites dazu isst,
ist mir persönlich jetzt völlig
egal. Wobei viele Leute glau-
ben, dass Pommes frites nicht
so gesund sind ...“
... Was ja auch von Hühn-
chen immer wieder behauptet
wird.
Grillhendl:
„Das stimmt. Da
ist in den vergangenen Jahr-
zehnten wirklich sehr viel da-
neben gegangen. Wir werden
alle industrieartig gezüchtet.
Das führt nicht nur dazu, dass
wir immer schwerer werden,
sondern auch immer kürzer le-
ben. So dauert es inzwischen
nur mehr gut einen Monat bis
wir schlachtreif sind. Vor 50
Jahren durften wir noch dop-
pelt so lange leben. Außerdem
wird viel darüber diskutiert,
wie ungesund inzwischen das
Hendlfleisch ist. Das kann ich
selbst jetzt natürlich nicht be-
urteilen, möchte aber so sagen:
Hin und wieder ein Hendl scha-
det garantiert nicht, sondern ist
ein echter Genuss.“
Liegt Ihre Bekanntheit viel-
leicht auch ein bisschen da-
ran, dass Sie sogar in Bü-
chern und Filmen verewigt
wurden?
Grillhendl:
„??? - Ach, jetzt
verstehe ich. Sie denken wahr-
scheinlich an Max und Moritz,
die beiden Lausbuben, die der
Witwe Bolte die in der Pfan-
ne liegenden Hähnchen durch
den Kamin stehlen. Ja, das ist
eine lustige Geschichte. Es
gibt auch einen guten Film, bei
dem wir und die Menschen im
Festzelt die Hauptrolle spielen.
„Fest des Huhnes“ ist der Titel
dieses witzigen Streifens. Auch
sonst kommen wir Hendln im-
mer wieder und überall vor. So
waren wir im Fresskorb für die
Großmutter, beim Wolf und
den sieben Geißlein, jedes Kind
kennt das Küken Calimero und
es gibt uns als Plüschtiere in je-
der Form.“
Kommen wir wieder zurück
in den Alltag. Wie isst man
ein Henderl? Mit oder ohne
Besteck?
Grillhendl:
„Da gehen die
Meinungen auseinander und
manche Witzbolde sagen so-
gar, dass ich eigentlich ,Händl
,
heißen müsste, weil sie mich
mit der Hand essen. Ich glaube,
jeder sollte mich so essen, wie
ich ihm am besten schmecke.
Wobei jeder irgendwann ein-
mal seine Hände verwenden
muss. Weil Knochen abfieseln,
das geht mit keinem Besteck,
ist aber das Beste an mir. Be-
sonders sympathisch sind mir
die Leute, die dann auch noch
meine Knochen mit nach Hau-
se nehmen, um damit ihren
Katzen einen Leckerbissen zu
bereiten. So kommen dank mir
dann auch noch die Stubentiger
zu ihrem Fest.“
Interview: Rupert Lenzenweger
Das Fest
des
Huhnes
Abfall?
Mitnich-
ten. Hendlreste
sind ein Fest-
schmaus für unser
Redaktions-Katzen-
Pärchen Maxi und Mo-
ritz.
Bilder (2): Rule