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2015
Bruno Löschenkohl, dessen
Vater die letzte große Messer-
macherei im Trattenbachtal mit
bis zu 16 Mitarbeitern betrie-
ben hat. Am wahrscheinlichs-
ten ist, dass die Feitel in Afrika
für irgendwelche Erntearbeiten
verwendet wurden.
Inzwischen ist das Taschen-
feitel-Machen nur mehr eine
Liebhaberei, die aber nach wie
vor in den Händen der Famili-
en Löschenkohl liegt. Johann
Löschenkohl betreibt den klei-
nen Betrieb und heute werden
im Trattenbachtal jedes Jahr
rund 20.000 Taschenfeitel her-
gestellt. Zu wenig, um zu leben
und so gibt es von den Lö-
schenkohls längst auch andere
Messer, Bestecke und S-Eisen
für die Baumpflege.
Dass das Trattenbachtal in-
zwischen ein Museumsdorf
geworden ist, in dem die Be-
sucher noch lückenlos die
Produktion von Taschenfeiteln
miterleben können, liegt nicht
nur am Traditionsbewusstsein
der Löschenkohls, sondern ist
auch der Landesausstellung zu
verdanken, die hier 1998 statt-
gefunden hat. „Damals wurde
wirklich viel Geld in die Hand
genommen, um die alten Pro-
duktionsstätten zu bewahren
und in Betrieb zu halten“, sagt
Bruno Löschenkohl.
Freilich, Einiges hat sich
doch geändert: Die Griffe für
die Taschenfeitel werden nicht
mehr von Drechslern aus der
Region aus heimischen Buchen
und Ahorn hergestellt, sondern
kommen aus Italien. Und die
Chinesen haben auch einmal
kurz versucht, den Trattenbach-
talern Konkurrenz zu machen.
acherwerkstatt.
Auf mächtigen Maschinen
entstehen zierliche Messer.
Die Kraft
kommt vom Lederriemen an der Decke.
das billigste Messer der Welt
Allerdings haben sie die Griffe
aus Plastik produziert und da-
mit einen glatten Bauchfleck
hingelegt.
Gleich geblieben ist in den
vergangenen 500 Jahren, dass
nach wie vor weltweit alle
Taschenfeitel aus dem Trat-
tenbachtal kommen und der
Trattenbach ist noch immer
die Energiequelle des Dorfes.
Er treibt nicht nur die Maschi-
nen für die Feitelproduktion
an, sondern versorgt auch die
meisten Häuser dieser Region
mit Strom. Nur die Sonne, die
lässt sich nach wie vor in den
finsteren vier Monaten des
Jahres nicht im Trattenbachtal
blicken.
Der Rundgang durch das
Museumsdorf ist erst dann ab-
geschlossen, wenn man sich im
Museumsshop seinen eigenen
Taschenfeitel gemacht hat. Das
ist gar nicht so schwer: Blech-
schelle über den Holzgriff und
das Messerblatt kräftig in den
Schlitz gedrückt. Dann werden
Griff und Schneid mit einer
Ahle ausgerichtet und mit ei-
nem Nagel zusammengenietet.
Fertig.
Natürlich habe ich mir auch
einen Feitel gemacht. Den
bekommt in ein, zwei Jahren
mein Enkel. Vorher muss ich
die Klinge aber noch über ei-
nen Schleifstein ziehen. Weil
inzwischen weiß ich aus eige-
ner, leidvoller Erfahrung, dass
sich kleine Helden sehr wohl
kräftig in den Finger schneiden
können …
www.ooemuseums-
verbund.at/museum/188_museumsdorf_
trattenbach
Unter fachkundiger Anleitung
kann sich jeder im Museumsshop
selbst einen Taschenfeitel machen.
So einfach können Dinge sein,
die Jahrhunderte überdauern. Ein
Taschenfeitel besteht nur aus vier Teilen: Griff, Klinge, Blechring
und Nagel. Zusammengebaut wird der Feitel mit Hammer, Zange
und Ahle.
Bilder: Rule
Ze i t -Re i se