2015
??
Farblos, verstaubt und kaputt.
So schauten viele Teile des Heiligen Grabes aus, nachdem sie 2005 ge-
funden wurden. Dann haben sich die Restauratoren des Bundesdenkmalamtes darum gekümmert und jetzt
erstrahlt das Heilige Grab wieden in neuem Glanz. Auf den Bildern links der linke Wächter vor und nach
der Renovierung. Auf den Bildern rechts das Kreuz vor und nach der Renovierung.
Alle Bilder: Alois Ebner
D
ass der Versandhandel
keineswegs eine Erfin-
dung unserer modernen
Zeit ist, zeigt sich in diesen
Tagen auf recht kuriose
Weise in der Basilika von
Mondsee. Dort ist in der
Karwoche das Heilige Grab
zu sehen. Ein Kunstwerk
aus Gablonzer Glasmosaik,
das vor den Petrusaltar ge-
stellt wird und diesen Be-
reich der Kirche in eine
mystische Atmosphäre
taucht. Mitte des 19. Jahr-
hunderts konnten solche
Gräber über einen Versand-
katalog bestellt werden.
Dementsprechend
beliebt
waren diese Heiligen Gräber in
der Monarchie. Trotzdem exis-
tieren inzwischen nur mehr
ganz wenige davon und dass
es das Heilige Grab in Mond-
see noch gibt, ist einem Zufall
und Kirchenpfleger Alois Eb-
ner zu verdanken. Er war es
nämlich, der 2005 kurz von
dem Abschluss der Basilika-
Renovierung durch einen Zu-
fall Teile des Grabes auf dem
Dachboden entdeckte. Völlig
verstaubt, kaputt und zum Teil
unbrauchbar. Mehr als 50 Jah-
re haben die Teile dort gelegen
und daran, dass sie noch reno-
viert werden könnten, hat im
ersten Moment niemand ge-
dacht.
„Wir wussten ja nicht einmal,
wie dieses Heilige Grab genau
ausgesehen hat“, erinnert sich
Ebner, dem dann zum zweiten
Mal der Zufall weitergeholfen
hat. Ausgerechnet sein 91-
jähriger Vater konnte sich als
einer der letzten Mondseer an
dieses Heilige Grab erinnern.
Und fertigte aus dem Gedächt-
nis eine Skizze an.
Diese Skizze war so genau,
dass sie auch den Restaurato-
ren des Bundesdenkmalamtes
weitergeholfen hat. Die haben
nämlich ab 2007 das Heilige
Grab aus Mondsee aufwändig
restauriert und ihm in mühse-
liger Kleinarbeit einen neuen
Glanz verliehen. Freilich, die
zwei Vasen links und rechts
des Kreuzes konnten auch sie
nicht ersetzen. Die waren ver-
schwunden und nicht unter
den Teilen, die am Dachboden
der Basilika gefunden wurden.
Da kam Alois Ebner zum drit-
ten Mal der Zufall zu Hilfe.
So unglaublich es klingt: Die
zwei Tafeln mit den Vasen aus
buntem Gablonzer Glasmosa-
ik hatte ein Bekannter Ebners.
Der hatte sie vor rund 50 Jahren
auf einem Schutthaufen gefun-
den, auf den auch das alte Holz
nach einem Kirchenumbau ge-
worfen wurde. Der Mann hatte
sich das alte Holz für den Bau
seines Hauses geholt und dabei
auch die beiden Tafeln mit den
Vasen gefunden.
Seit 2010 ist das Heilige
Grab in der Basilika wieder in
der Karwoche und auch noch
in der Woche nach Ostern
aufgestellt. Einer der Höhe-
punkte in diesen zwei Wochen
ist dabei am Karfreitag um 15
Uhr die Grablegungsfeier, bei
der die Prangerschützen den
Leichnam in das Grab beim
Petrusaltar betten.
Rupert Lenzenweger
50 Jahre lang war das Heilige Grab verschollen.
Seit 2010 erstrahlt es wieder alljährlich in der Kar-
woche in neuem Glanz in der Basilika von Mondsee.
Sakrale Kunst aus dem
Versandkatalog