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R

atschen-

kinder

W

enn am Gründonnerstag die Glocken nach Rom fliegen um nach altem Volks-

glauben geweiht zu werden, kommen die Ratschen zum Einsatz. Auch in Zell

amMoos gehen die Ratschenkinder von Gründonnerstag bis Karsamstag von Haus

zu Haus um lautstark zu ratschen. Mit dem Gründonnerstag beginnen die drei heili-

gen Tage vom Leiden, Sterben und der Auferstehung Christi.

Schon seit dem Mittelalter

gibt es den Brauch mit Rat-

schen an die Gebetszeiten zu

erinnern. Die Osterratsche

wird eingesetzt, um den Got-

tesdienst anstelle von Kirchen-

glocken anzukündigen.

Sandra KRIZMANIC-HÜTTER

Da die Kirchenglocken fest-

liche Stimmung ausdrücken,

ist deren Geläute in der Zeit des

Todes Jesu nicht angebracht.

Ratschenspruch

Wenn heuer in der Karwoche

die Ministranten in den ver-

schiedenen Ortsteilen von Zell

am Moos von Haus zu Haus ge-

hen, sagen sie dabei ihren Rat-

schenspruch auf.

„Wir ratschen, wir ratschen

den Englischen Gruß, den je-

der katholische Christ beten

muass. Fallts nieder, fallts

nieder auf eichane Knia, bets

drei Vater unser und drei

Ave Maria“, klingt es laut-

stark aus den Hälsen der

Ratschenkinder.

Dieser Ratschenspruch

ist in ganz Österreich ver-

breitet.

Der „Englische Gruß“ ist

nicht etwa eine Grußfor-

mel in englischer Spra-

che wie man irrtüm-

licherweise

glauben

könnte, sondern der

Engelsgruß, die Begrü-

ßung Marias durch den

Erzengel Gabriel.

D´Ministranten

bitten um d´Osteroa

Die 16 Ministranten in Zell

am Moos, acht davon sind

Mädchen, bekommen zum

Dank Süßigkeiten, Eier und ei-

ne kleine Geldspende.

Im Buckelkorb, den die Mi-

nistranten immer mithaben,

werden die Dankesgaben ge-

sammelt. Und die Zell am

Mooser lassen sich nicht lum-

pen. „Fünf Euro gibt fast jeder,

oft ist es auch mehr“, erzählt

Anja Graspointner. Sie ist die

gute Seele für die Ratschen-

kinder. Wenn das Wetter ein-

mal ganz schlecht ist, werden

die Kinder von ihr zu den ent-

fernteren Ortsteilen ausnahms-

weise mit dem Auto gefahren.

Nach dem Ratschen gibt es für

die Ratschenkinder im Pfarrhof

eine gemeinsame Jause und die

Geschenke werden aufgeteilt.

Das Geld, der Ratschenlohn,

kommt in die Ministrantenkas-

se und davon wird im Sommer

ein gemeinsamer Ausflug fi-

nanziert.

Handgemachte

Ratschen

Die Ministranten drehen die

hölzernen Rahmen der Rat-

schen schwungvoll im Kreis

herum, dadurch rattert im Inne-

ren ein Holzfederblatt rund um

ein Zahnrad und erzeugt ein

lautes, knatterndes Geräusch

Wir ratschen,

wir ratschen den

Englischen Gruß,

den jeder

katholische Christ

beten muass.

Fallts nieder,

fallts nieder auf

eichane Knia.

Bets drei Vater

unser und

drei Ave Maria.

Verschiedene Ratschen

und der Buckelkorb.

Apr i l 2015