Aktuelle Rundschau
Seite 5
September 2014
N
ur 0,18 Millimeter. Breiter ist die Zeichenfeder
nicht, die Chen XI fast jeden Tag zur Hand
nimmt und damit dünne Striche auf feinstes Papier
zeichnet. So entstehen Zeichnungen, die der Be-
trachter auf den ersten Blick schon einmal mit
Druckgrafiken verwechseln könnte. Noch bis 30.
September sind Zeichnungen von Chen XI im
Schloss Fuschl zu sehen.
Chen XI ist nicht nur ein her-
vorragender Zeichner und Ma-
ler. Er ist auch ein blendender
Erzähler. Und so wurden die
Vernissage und der anschließen-
de Spaziergang durch die lan-
gen Gängen des Schlosshotels,
an deren Wände sich Chen XIs
Zeichnungen als moderner Kon-
trast in die Gemäldesammlung
Alter Meister einfügen, zu einem
Erlebnis für alle Sinne.
Geboren in Shanghai lebt der
Künstler inzwischen seit 20 Jah-
ren in Österreich und unterrich-
tet auch an der Kunstakademie in
Wien. In diesen zwei Jahrzehn-
ten ist es Chen XI gelungen, das
Gegensätzliche dieser zwei Kul-
turen auf einen Nenner zu brin-
gen. Ausdruck davon sind etwa
bizarre Tuschzeichnungen, wie
sie jetzt im Schloss Fuschl zu se-
hen sind. Ergänzt wird die Aus-
stellung mit Collagen, bei denen
Chen XI immer wieder kleine
Papierstücke mit Weizenstärke
aneinander, nebeneinander oder
übereinander klebt. Damit ent-
stehen nicht nur Bilder mit ganz
besonderen Kontrasten. Das Ver-
arbeiten von kleinsten Papierres-
ten ist auch eine Verneigung vor
dem Werkstoff Papier. „Das ent-
springt meiner chinesischen Er-
HOF:
Ausstellung im Schloss Fuschl noch bis Ende September
Feinste Federstriche als kräftiger
Kontrast zu den Alten Meistern
Ein großartiger Künstler und ein blendender Plauderer.
Chen XI hat
bei seinem Rundgang durch die Gänge des Schlosses Fuschl die Ver-
nissagegäste köstlich unterhalten.
Bild: Rule
ziehung und dem Verständnis der
Chinesen, für die Papier einen
ganz besonderen Wert hat und
man dementsprechend sorgfäl-
tig und bewusst damit umgehen
muss“, erklärte Chen XI bei der
Vernissage.