Aktuelle Rundschau
Seite 5
Oktober 2014
ZELL AM MOOS:
Hans Mairhofer-Irrsee wäre heuer 100 Jahre alt geworden
Der Volkskünstler
E
s muss 1980 oder 1981 gewesen sein. Ich war ein journalistischer
Jungspund und durfte als eine meiner ersten Reportagen ein Interview
mit dem Künstler Hans Mairhofer-Irrsee machen. Seither habe ich Hunderte
Interviews geführt, Reportagen geschrieben und noch mehr Zeitungsseiten
mit den dabei entstandenen Texten gefüllt. Vieles davon habe ich verges-
sen. Das Interview mit Hans Mairhofer-Irrsee aber nicht.
Weißer Bart, zerraufte Haare, schelmischer Blick
und spitzbübischer Humor. So stand mir der Künst-
ler damals gegenüber. Das erste was er mir zeigte,
war ein langer Stecken, an den er einen alten Stahl-
helm genagelt hatte. „Was sagst?“ Ich zuckte die
Schultern. Dann kam die Erklärung: „Als die Bau-
ern aus den alten Stahlhelmen Schöpfer machten,
um damit in der Adelgrube zu fischen, da wusste
ich: Jetzt ist der Krieg vorbei“.
Mehr muss jetzt eigentlich gar nicht gesagt wer-
den, über die Kunst des Hans Mairhofer-Irrsee.
Aber man kann mehr darüber sagen. Zum Bei-
spiel, dass Mairhofer-Irrsee sein Leben lang ein
Sammler und Bewahrer bäuerlichen Kulturgutes
war, der in seinen 85 Lebensjahren unzählige Bil-
der und Skulpturen geschaffen hat. Ein Teil dieser
Kunstwerke ist noch bis 30. Oktober auch in einer
Sonderausstellung im Freilichtmuseum Sume-
rauerhof in St. Florian bei Linz zu sehen. Anlass
dafür ist der 100. Geburtstag, den Hans Mairho-
fer-Irrsee heuer gefeiert hätte. Tatsächlich ist der
Künstler 1998 gestorben.
In Zell am Moos ist Hans Mairhofer-Irrsee allge-
genwärtig. Sein einstiges Wohnhaus ist zum Irr-
seer Heimathaus geworden. Das hat er
selbst dazu gemacht, nachdem er irgend-
wann damit begonnen hat, ausgewähl-
te Skulpturen, Bronzen und Reliefs im
großen Garten aufzustellen und diese in
selbst erbaute Kleingebäuden und Ni-
schen einzubauen oder mit schützen-
den, begrünten Dächern zu überbau-
en. Daraus entstand eine Symbiose
aus Kunstwerken und liebevoll ge-
pflegten Gartenpflanzen von Gattin
Elisabeth und Tochter Monika May-
rhofer.
Hans Mairhofer-Irrsee war auch
Schriftsteller und machte sich
1955 „Gedanken bei Tauwetter“.
1976 schrieb er die Lebensge-
schichte von Franz Winkelmei-
er nieder. Der war in den 1880er
Jahren mit 2,58 Meter der größ-
te Mensch der Welt und wurde
als „Riese von Lengau“ in ganz
Europa bekannt.
Rupert Lenzenweger
Der Heilige Leonhard
in der Stadtpfarrkirche Neu-
markt stammt ebenfalls von Hans Mairhofer-Irrsee und
wurde 1959 aufgestellt.
Bilder: Rule
Stillleben aus dem Atelier.
Noch bis Ende Oktober zu sehen in der Sonderschau im
Freilichtmuseum Sumerauerhof bei St. Florian.