Haus St. Katharina, Neumarkt
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Oktober 2014
A
m 28. September wird das gefällige Gebäude am Neumarkter Kirchenplatz
feierlich eröffnet und gesegnet. Mit dem Umbau dieses Hauses konnte die
architektonische Neugestaltung des Kirchenbezirks, dem die Stadtpfarrkirche,
der Pfarrer-Schwab-Park, die Friedhofkapelle, die Johann-Aigner-Volksschule mit
dem attraktiven Turnhallentrakt, der Pfarrhof, das Kriegerdenkmal und das Kul-
turdenkmal Schanzwall mit dem Wahrzeichen Schanzbogen einen qualitätsvol-
len Rahmen geben, stimmig abgeschlossen werden.
Dazu kam auch, dass die Kir-
chenstraße und der Kirchenplatz
eine neue Asphaltdecke bezie-
hungsweise eine wirkungsvolle
Pflasterung bekamen. Da be-
durfte es einer guten Terminko-
ordination und Zusammenarbeit
zwischen Stadtpfarre und Stadt-
gemeinde.
Von Prof. Franz Paul ENZINGER
Obwohl auf diesem Grund-
stück erst seit knapp 170 Jahren
ein Haus steht, hat es bereits ei-
ne interessante Geschichte. Bis
1845 war die Parzelle unverbaut,
sie gehörte zum Schanzgrund
und damit der Marktgemeinde
Neumarkt. Am 22. Juli 1888
brannte das Haus ab, nachdem
es beim großen Marktbrand
1879 und beim Brand der Pfarr-
kirche 1887 verschont geblieben
war. Die Brandruine erwarb Ge-
org Eisl, der von 1897 bis 1900
Kommandant der Neumarkter
Feuerwehr war, der das Objekt
wieder aufbaute und es mit sei-
ner Familie zwölf Jahre lang be-
wohnte. Unter den Bewohnern
dieses Hauses waren ein Bürger-
meister und zwei Ehrenbürger,
zweifellos eine Besonderheit.
Zuerst war es der Weinhändler
und Käsereibesitzer Martin Sinn-
huber, der von 1922 bis 1925
Gemeindeoberhaupt des Mark-
tes Neumarkt war. Medizinalrat
Dr. Eugen Konrad, dreißig Jahre
lang Sprengelarzt in Neumarkt,
lebte hier und hatte in diesem
Gebäude auch seine Arztpra-
xis. Er war ein hochgeschätzter,
vielseitiger Mediziner und leis-
tete viel für die Gesundheit der
Neumarkter Bevölkerung. Für
seine Verdienste wurde er 1954
zum Ehrenbürger ernannt. Von
1965 bis 1992 diente das Haus
Kirchenstraße 6 als provisori-
scher Pfarrhof und als Wohnung
für Geistlichen Rat Pfarrer Matt-
hias Schwab, der 1990 mit der
Ehrenbürgerschaft ausgezeich-
net wurde.
Nach dem krankheitsbeding-
ten Umzug von Pfarrer Schwab
und seiner Haushälterin Frau
Margarethe Haggenmüller in
das Seniorenwohnhaus St. Ni-
kolaus in Neumarkt stellte sich
die Frage nach der zukünftigen
Verwendung des sogenannten
„alten Pfarrhofes”, Kirchenstra-
ße Nr. 6. Es galt, das bereits seit
einem längeren Zeitraum leer
stehende Haus zu sanieren und
einer neuen Nutzung zuzufüh-
ren. Da das Gebäude Teil eines
markanten Ensembles ist, war
Eine neue Stätte der Begegnung: das
Der Zahn der Zeit hat am alten Pfarrhof seine Spuren hinterlassen.
Dementsprechend trostlos präsentierte sich das alte Gebäude über vie-
le Jahre hinweg. Jetzt, nach dem Umbau, erstrahlt das Haus St. Katharina in neuem Glanz (rechts).
Bilder: Monika Barth/Rule