April 2015
Kulturleben
Seite 13
Wieder einmal im
Keller
I
ch mag den Keller. Sicher, man sitzt auf den Bierbänken un-
bequem. Und wenn B. mit ist, dann zieht es immer irgend-
wo. Und alle Frauen am Tisch sind sich dann schlagartig ei-
nig: „Das muss von da hinten kommen.“
Früher sind wir praktisch nur im Keller gesessen. Oft war
es verdammt eng und wer mitten drinnen saß hatte schlechte
Karten, wenn es darum ging, in der Pause möglichst schnell
auf´s Klo zu kommen. Das Bier gab´s nur aus dem Flascherl
und wer Hunger hatte, konnte den nur mit einem Wurstsem-
merl stillen. Das klingt jetzt alles irgendwie tollpatschig. War
es aber nicht. Im Gegenteil. Der Keller war die beste Bühne,
die man für ein Kabarett finden konnte.
Dann sind immer mehr Besucher gekommen und immer
öfter war der Keller zu klein. Immer öfter musste der Saal
des Braugasthofes als Ausweiche herhalten. Und dann kam
der Tag, es war vor ein paar Jahren, da ist das Obertrumer
Bierkabertt gänzlich in das Wirtshaus übersiedelt. Mir hat
es irgendwie leid getan. Vielen Kabarettisten auch. Aber klar,
wir reden uns leicht. Das Team des Bierkabaretts mit Raoul
Grabner tat sich da schon schwerer. Die mussten rechnen. Ei-
ne Kosten-Nutzen-Rechnung, wie es so schön heißt. Und wenn
man Kosten und Nutzen zusammen- oder abzählt, multipli-
ziert oder dividiert, das Ergebnis bleibt immer gleich: Wirts-
haussaal.
Es stimmt. Bequemer sitzt man hier schon. Auch die Sicht
auf die Bühne ist besser. Nur für B. hat sich nicht viel geän-
dert. Es zieht auch im Saal immer irgendwo. Und alle Frauen
am Tisch sind sich dann schlagartig einig: „Das muss von da
hinten kommen.“
In den vergangenen Wochen hatten wir Glück. Das Wirts-
haus wird umgebaut, der Saal ist gesperrt. Da musste für das
Kabarett mit dem AffrontTheater und den Kernölamazonen
der Bierkeller als Ausweiche herhalten. Da habe ich festge-
stellt: Ich mag den Keller. Aber habe ich das nicht eh schon
erwähnt ...?
Rupert Lenzenweger
Wieder einmal Kabarett im Obertrumer Bierkeller: Fritz Eg-
ger und Johannes Billinger (Bild ganz oben) sorgten ebenso für
ein volles Haus, wie die Kernölamazonen mit ihrem „Best of”-
Abend.
Bilder: Rule