Juni
„Der Brachvogel ist mein
Freund geworden“
L
andwirtschaft und Naturschutz? Das klingt nach
Provokation, nach ewiger Auseinandersetzung und
dem Kratzen an gegenseitigen Reibeflächen. Auf kei-
nem Fall klingt das nach Eintracht oder gar gemeinsa-
men Gleichschritt. Und doch kann es so sein. Zumin-
dest hat es beim fünften Mondseelandtag des Bauern-
bundes zeitweise ganz danach geklungen.
Landwirtschaft und Naturschutz
beim Mondseelandtag des Bauernbundes
Grund und Boden. Die Zersie-
delung wird munter voran ge-
trieben, weil schließlich jeder
sein eigenes Paradies im Grü-
nen haben möchte. Dass dabei
wertvollste landwirtschaftliche
Flächen geopfert werden, ist
nur wenigen bewusst. Dazu
Zahlen, die erschrecken: Ob-
wohl die Bevölkerung in Ober-
österreich von 2009 bis 2012
nur um 1,2 % mehr geworden
ist, wurden dafür um 4,5 Pro-
zent mehr landwirtschaftliche
Flächen für Bau- und Ver-
kehrstätigkeiten verbraucht.
Das kann sich auf Dauer nicht
ausgehen. Und wenn die saf-
tigsten Wiesen riesigen Park-
plätzen um Einkaufszentren
weichen müssen, dann ist
längst jedes vernünftige Maß
überschritten und Österreich
ist inzwischen EU-Spitzenrei-
ter beim Verbrauch von Grün-
land für Bautätigkeiten.
Dass es auch anders geht,
zeigen viele aufgelassene
Schottergruben im Land. Die-
se Areale werden in der Regel
nach dem Abbau sich selbst
überlassen. Damit hat die Na-
tur Zeit zu regenerieren. „In-
zwischen haben wir ehema-
lige Schottergruben, die sich
sogar zu Natura 2000-Projek-
ten entwickelt haben“, wuss-
te Landes-Naturschützer Dr.
Gottfried Schindlauer beim 5.
Mondseelandtag des Bauern-
bundes zu berichten.
Österreich
ist bei der
Verschwen-
dung von
Grünflächen
EU-Spitzen-
reiter
An der Zeller Arche
am Irrsee funktioniert der Vertragsnatur-
schutz.
Mondsees Landtagsabgeord-
nete Michaela Langer-Wenin-
ger hat zu diesem Mondsee-
landtag geladen. Die ist selbst
Bäuerin und weiß wo der Schuh
drückt. Sie weiß aber auch,
dass Landwirtschaft und Na-
turschutz nicht gegeneinander,
sondern nur miteinander mar-
schieren können. Das ist bei-
den Seiten in den vergangenen
Jahren bewusst geworden und
das wurde beim Mondseeland-
tag auch klar unterstrichen.
Ein Musterbeispiel gefällig?
Viele Jahre herrschte am Irr-
see Streit zwischen den See-
besitzern und den Landwirten
um den See. Es ging um die
Räumung der Zeller Arche als
Abfluss des Irrsees, um die In-
standhaltung der Seeufer oder
um das Mähen der Wiesen am
Irrsee. Was die eine Seite tat,
war der anderen nicht wirklich
recht. Bis 2009 die Wasserge-
nossenschaft Irrsee und Zeller
Arche gegründet wurde. Ge-
meinsam mit der zuständigen
Naturschutzabteilung der Lan-
desregierung wurden Richtli-
nien für den freiwilligen Ver-
tragsnaturschutz erstellt und an
diesen halten sich alle.
„Das klappt“, erzählte Alois
Gaderer, Obmann der Was-
sergenossenschaft, nicht ganz
ohne Stolz. Er selbst ist inzwi-
schen zum begeisterten Na-
turschützer geworden, der den
Brachvogel als seinen Freund
bezeichnet. „Alleine am Schrei
des Vogels kann ich sagen, ob
es ihm gut geht“, berichtete
Gaderer weiter.
Dass sich inzwischen die
Fronten geglättet haben, liegt
auch an den Beamten, die jetzt
in den Naturschutzabteilun-
gen tätig sind. „Sicherung und
Entwicklung einer vielfältigen
Natur und Landschaft als Le-
bensgrundlage des Menschen,
ist jetzt das Motto“, stellte Dr.
Gottfried Schindlauer von der
Abteilung Naturschutz des
Landes Oberösterreich fest.
Einig sind sich Naturschüt-
zer und Bauern wenn sie in
die Zukunft blicken. Weil dass
es so nicht mehr weitergehen
kann, darüber sind sich alle ei-
nig. Eine der größten Probleme
ist unser lockerer Umgang mit