Background Image
Previous Page  22 / 48 Next Page
Basic version Information
Show Menu
Previous Page 22 / 48 Next Page
Page Background

Dezember 2014

Ursprung der Sage

Früher lebten die Menschen

im Mondseeland meistens nur

in Holzhäuser und es gab noch

keinen Strom. Am Abend war

es oft nur ein schwacher Licht-

schein, der vomOfen oder vom

offenen Herd her in die dunkle

rüher stürm-

ten in den

Rauhnächten um

Weihnachten die

wilde Jagd durch

die Luft über die

Wälder und Felder des Mond-

seelandes. Ganz vorne kam die

Meute der vieräugigen Hunde

und gleich dahinter sauste der

Schwarm der wilden Reiter,

von denen manche auf schwar-

zen Ziegenböcken ritten. Die

Bewohner des Mondseelandes

blieben zu dieser Zeit angst-

erfüllt in ihren Häusern, denn

wer draußen unterwegs war,

war seines Lebens nicht sicher.

Wer draußen angetroffen wur-

de, den packte die wilde Jagd

und nahm ihn mit. Nur über je-

ne die sich flach auf den Boden

warfen und einen Rosenkranz

oder etwas Geweihtes bei sich

trugen, stürmte der wilde Hau-

fen hinweg. Manchmal kam es

sogar vor, dass die wilde Jagd

sich durch die Straßen von

Mondsee bis vor das große Tor

des Klosters traute. Der Abt

wehrte die lärmende Geister-

schar mit einem großen golde-

nen Kreuz ab, dass er vor den

Klostermauern erhob.

In St. Lorenz kam die wilde

Jagd aus den Schluchten der

Drachenwand. Es brauste über

die Häuser und der Wind rüttel-

te an den Türen und Fenstern.

Um die wilde Jagd abzuweh-

ren schlugen die Holzknechte

nach dem Fällen eines Baumes

mit der Hacke drei Kreuze in

jeden frischen Baumstumpf.

Wer sich dort niedersetzte,

über den hatte die wilde Jagd

keine Gewalt und zog heulend

weiter.

Stube fiel. Kerzen waren sehr

teuer und wurden nur angezün-

det, wenn es wirklich notwen-

dig war. Wenn der Wintersturm

um das Haus brauste und an

den Fenstern rüttelte, blieben

auch die Erwachsenen in der

warmen Stube und manch-

mal erzählte einer Geschich-

ten von der Wilden Jagd. Die

Kinder saßen dann ganz still

und lauschten ganz gespannt

den gruselig – schaurigen Ge-

schichten. Heute fürchtet sich

niemand mehr vor der Wilden

Jagd. In den Rauhnächten zu

Weihnachten, zu Neujahr und

vor dem Dreikönigsfest geht

man aber in vielen Häusern

noch mit Weihrauch durch die

Zimmer, in den Bauernhäu-

sern auch durch Stall und Ten-

ne. Die vertreibt böse Geister

und Unheil und bringt Glück.

Heute werden auch manchmal

noch mit der Motorsäge drei

Kreuze in die Schnittfläche der

gefällten Bäume geschnitten.

Sagenquelle

Buch: Wundersames Mond-

seeland. Sagen, Legenden, Er-

zählungen für Kinder und Er-

wachsene. Gesammelt und neu

erzählt von Anton Reisinger,

illustriert von Agneta Gräfin

von Almeida,

Verlag omnipublica, ISBN-10:

3-9502162-4-3, Euro 14,00

Verkauf: Museum Mondsee-

land, neben der Basilika