Dezember 2014
Ursprung der Sage
Früher lebten die Menschen
im Mondseeland meistens nur
in Holzhäuser und es gab noch
keinen Strom. Am Abend war
es oft nur ein schwacher Licht-
schein, der vomOfen oder vom
offenen Herd her in die dunkle
rüher stürm-
ten in den
Rauhnächten um
Weihnachten die
wilde Jagd durch
die Luft über die
Wälder und Felder des Mond-
seelandes. Ganz vorne kam die
Meute der vieräugigen Hunde
und gleich dahinter sauste der
Schwarm der wilden Reiter,
von denen manche auf schwar-
zen Ziegenböcken ritten. Die
Bewohner des Mondseelandes
blieben zu dieser Zeit angst-
erfüllt in ihren Häusern, denn
wer draußen unterwegs war,
war seines Lebens nicht sicher.
Wer draußen angetroffen wur-
de, den packte die wilde Jagd
und nahm ihn mit. Nur über je-
ne die sich flach auf den Boden
warfen und einen Rosenkranz
oder etwas Geweihtes bei sich
trugen, stürmte der wilde Hau-
fen hinweg. Manchmal kam es
sogar vor, dass die wilde Jagd
sich durch die Straßen von
Mondsee bis vor das große Tor
des Klosters traute. Der Abt
wehrte die lärmende Geister-
schar mit einem großen golde-
nen Kreuz ab, dass er vor den
Klostermauern erhob.
In St. Lorenz kam die wilde
Jagd aus den Schluchten der
Drachenwand. Es brauste über
die Häuser und der Wind rüttel-
te an den Türen und Fenstern.
Um die wilde Jagd abzuweh-
ren schlugen die Holzknechte
nach dem Fällen eines Baumes
mit der Hacke drei Kreuze in
jeden frischen Baumstumpf.
Wer sich dort niedersetzte,
über den hatte die wilde Jagd
keine Gewalt und zog heulend
weiter.
Stube fiel. Kerzen waren sehr
teuer und wurden nur angezün-
det, wenn es wirklich notwen-
dig war. Wenn der Wintersturm
um das Haus brauste und an
den Fenstern rüttelte, blieben
auch die Erwachsenen in der
warmen Stube und manch-
mal erzählte einer Geschich-
ten von der Wilden Jagd. Die
Kinder saßen dann ganz still
und lauschten ganz gespannt
den gruselig – schaurigen Ge-
schichten. Heute fürchtet sich
niemand mehr vor der Wilden
Jagd. In den Rauhnächten zu
Weihnachten, zu Neujahr und
vor dem Dreikönigsfest geht
man aber in vielen Häusern
noch mit Weihrauch durch die
Zimmer, in den Bauernhäu-
sern auch durch Stall und Ten-
ne. Die vertreibt böse Geister
und Unheil und bringt Glück.
Heute werden auch manchmal
noch mit der Motorsäge drei
Kreuze in die Schnittfläche der
gefällten Bäume geschnitten.
Sagenquelle
Buch: Wundersames Mond-
seeland. Sagen, Legenden, Er-
zählungen für Kinder und Er-
wachsene. Gesammelt und neu
erzählt von Anton Reisinger,
illustriert von Agneta Gräfin
von Almeida,
Verlag omnipublica, ISBN-10:
3-9502162-4-3, Euro 14,00
Verkauf: Museum Mondsee-
land, neben der Basilika