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Frohe Weihnachten

Jänner 2015

Seite 23

raten würde. Also märchenhaft

klein.“

Wieso ist das so?

Christbaum:

„Daran sind Leu-

te schuld. Einen normalen Baum

will sich keiner mehr ins Wohn-

zimmer stellen. Es muss ei-

ne Nordmann-Tanne sein. Weil

die riecht nicht, die nadelt nicht

und die sticht nicht. Kurzum: der

Baum muss pflegeleicht und per-

fekt proportioniert sein. Schauen

Sie sich doch einmal um. Das

mit dem Christbaum hat ja auch

Maße angenommen, dass einem

schlecht werden könnte. Die

Leute übertrumpfen sich ja ge-

genseitig. Jeder will den schöns-

ten Christbaum haben. Da muss

jedes Asterl sitzen und jeder

Zweig die richtige Länge haben.

Da können wir knorrigen Bur-

schen aus dem Wald halt nicht

immer mit.”

Und wo kommen die Nord-

mann-Tannen her?

Christbaum:

„Ursprünglich

kommt die Nordmann-Tanne aus

dem Kaukasus. Bei uns wachsen

diese Bäume ausschließlich in

Reservaten.Angelegt von Christ-

baumproduzenten. Diese Plan-

tagen sind inzwischen so groß,

dass fast der gesamte Christ-

baumbedarf in Österreich abge-

deckt werden kann. Es werden

daher längst nicht mehr so vie-

le Christbäume importiert, wie

noch vor ein paar Jahren. Übri-

gens haben alle österreichischen

Christbäume ein Schlauferl, an

dem sie als Einheimische er-

kennbar sind.“

Es gibt aber auch lebende

Christbäume, die man nach

dem Fest in den Garten set-

zen kann.

Christbaum:

„Ja, und das sind

manchmal recht arme Kollegen,

weil sie das nicht überleben. Da-

zu muss man wissen, dass es

zwei Arten von lebenden Bäu-

men gibt. Die gedrückten, die

hauptsächlich aus Holland kom-

men und erst als große Bäume in

den Topf gepresst werden. Die

überleben das Umsetzen dann

oft nicht. Die im Topf gezoge-

nen Bäume haben es da besser.

Grundsätzlich aber gilt: Je klei-

ner der lebende Christbaum, des-

to eher überlebt er seineAussied-

lung in den Garten.“

Wie bleiben Sie über die Weih-

nachtsfeiertage frisch?

Christbaum:

„Zunächst sollten

wir möglichst spät geschlägert

werden. Das können aber nur

die Leute beeinflussen, die sich

den Baum direkt beim Produzen-

ten kaufen. Die bei den Christ-

baummärkten angebotenen Bäu-

me werden schon Wochen vor-

her geschlägert. Im Wohnzim-

mer selbst sind wir über Wasser

im Christbaumständer froh. Da-

mit kann man uns auch etwas fri-

scher halten.“

Wie alt muss man sein, um ein

Christbaum werden zu dür-

fen?

Christbaum:

„Das kann man

jetzt nicht so generell sagen.

Aber ich weiß, dass der durch-

schnittliche Christbaum in Öster-

reich zwölf Jahre alt und 1,7 Me-

ter groß ist. Dabei sind nur mehr

ein Viertel meiner Kollegen hei-

mische Bäume wie Fichte, Tan-

ne, Stech- oder Blaufichte.“

Die Frage zum Schluss: Was

wünschen Sie sich zu Weih-

nachten?

Christbaum:

„Ich wünsche

mir, dass ich in eine Familie

komme, die mich schätzt und

die eine Freude an mir hat, ob-

wohl nicht alle meine Äste ganz

gerade sind. Und dass ich nicht

schon am 27. Dezember ent-

sorgt werde, wie das auch im-

mer öfter der Fall ist. Weil die

Menschen da schon wieder ge-

nug haben vom Fest, weil Sie

Geschenke umtauschen rennen

müssen oder kein Sonderange-

bot versäumen wollen, von de-

nen die megagroßen Einkaufs-

tempeln kurz vor dem Jahres-

schluss noch Dutzende auf den

Markt werfen.“

Interview: Rupert Lenzenweger

Der mit den Bäumen sprechen kann:

Servicegärtner Reinhard Sperr hat das Interview mit dem Christ-

baum übersetzt.

umwäre gerne

baum”