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Die Reportage

März 2015

Seite 16

Farblos, verstaubt und kaputt.

So schauten viele Teile des heiligen Grabes aus, nachdem sie 2005 gefunden

wurden. Dann haben sich die Restauratoren des Bundesdenkmalamtes darum gekümmert und jetzt erstrahlt

das heilige Grab wieden in neuem Glanz. Auf den Bildern rechts der linke Wächter vor und nach der Reno-

vierung. Auf den Bildern links das Kreuz vor und nach der Renovierung.

Alle Bilder: Alois Ebner

D

ass der Versandhan-

del keineswegs eine

Erfindung unserer mo-

dernen Zeit ist, zeigt

sich auf recht kuriose

Weise in der Basilika von

Mondsee. Dort ist in der

Karwoche das Heilige

Grab zu sehen. Ein

Kunstwerk aus Gablon-

zer Glasmosaik, das vor

den Petrusaltar gestellt

wird und diesen Bereich

der Kirche in eine mysti-

sche Atmosphäre taucht.

Mitte des 19. Jahrhun-

dert konnten solche Grä-

ber über einen Versand-

katalog bestellt werden.

Dementsprechend beliebt wa-

ren diese Heiligen Gräber in der

Monarchie. Trotzdem existieren

inzwischen nur mehr ganz weni-

ge davon und dass es das Heilige

Grab in Mondsee noch gibt, ist

einem Zufall und Kirchenpfleger

Alois Ebner zu verdanken. Er

war es nämlich, der 2005 kurz

vor dem Abschluss der Basilika-

Renovierung durch einen Zufall

die Teile für dieses Grab auf dem

Dachboden entdeckte. Völlig

verstaubt, kaputt und zum Teil

unbrauchbar. Mehr als 50 Jahre

haben die Teile dort gelegen und

daran, dass sie noch renoviert

werden könnten, hat im ersten

Moment niemand gedacht.

„Wir wussten ja nicht einmal,

wie dieses Grab genau ausge-

sehen hat“, erinnert sich Ebner,

dem dann zum zweiten Mal der

Zufall weitergeholfen hat. Aus-

gerechnet sein 91-jähriger Vater

konnte sich als einer der letz-

ten Mondseer an dieses Heilige

Grab erinnern. Und fertigte aus

dem Gedächtnis eine Skizze an.

Diese Skizze war so genau,

dass sie auch den Restaurato-

ren des Bundesdenkmalamtes

weitergeholfen hat. Die haben

nämlich ab 2007 das Heilige

Grab aus Mondsee aufwändig

restauriert und ihm in mühse-

liger Kleinarbeit einen neuen

Glanz verliehen. Freilich, die

zwei Vasen links und rechts des

Kreuzes konnten sie auch nicht

ersetzen. Die waren verschwun-

den und nicht unter den Teilen,

die im Dachboden der Basilika

gefunden wurden. Da kam Alois

Ebner zum dritten Mal der Zu-

fall zu Hilfe. So unglaublich es

klingt: Die zwei Tafeln mit den

Vasen aus bunten Gablonzer

Glasmosaik hatte ein Bekannter

Ebners. Der hatte sie vor rund 50

Jahren auf einem Schutthaufen

gefunden, auf den auch das alte

Holz nach einem Kirchenumbau

geworfen wurde. Der Mann hat-

te sich das alte Holz für den Bau

seines Hauses geholt und dabei

auch die beiden Tafeln mit den

Vasen gefunden.

In der Karwoche und in der

Woche nach Ostern ist seit 2010

das Heilige Grabe in der Basili-

ka aufgestellt. Einer der Höhe-

punkte in diesen zwei Wochen

ist am Karfreitag um 15 Uhr die

Grablegungsfeier, bei der die

Prangerschützen den Leichnam

in das Grab beim Petrusaltar

betten.

-R. L.-

Seit 2010 erstrahlt das Heilige Grab

in Mondsee in neuem Glanz.

Sakrale Kunst aus dem

Versandkatalog