Februar 2015
Das aktuelle Interview
Seite 4
Oberhofen, Anno 1915.
Eine Erinnerung an das Kriegsjahr 1914/15 ist dieses Foto, das
in Oberhofen vor „Schönauers Gasthaus“ entstanden ist und den Besitzer mit seiner Frau und
Tochter sowie russischen Kriegsgefangenen zeigt. Das Foto hat übrigens einen weiten Weg hinter
sich. 1915 wurde es als Postkarte an Ernst Schwendinger verwendet, der russischer Kriegsgefan-
gener in Iwanov Bor war und erst 1920 nach neunjähriger Militärdienstzeit nach Oberhofen zu-
rückkehrte. Erhalten haben wir dieses Bild von Schwendingers Sohn Herwig aus Thalgau. Haben
Sie auch so alte Fotos daheim? Lassen Sie uns die Bilder zukommen und kassieren Sie bei Abdruck
ein Veröffentlichungshonorar. Wir bitten um etwas Geduld wenn es einige Ausgaben dauern sollte,
bis Ihr Foto abgedruckt wird. Alte Bilder an: Verlag Doppelpunkt, Breinbergstraße 14, 5202 Neu-
markt am Wallersee oder per e-mail an:
redaktion@doppelpunkt.co.at.Leo Fellinger,
Vorsitzender des
Kulturvereins Kunstbox, der das
Emailwerk in Seekirchen be-
treibt.
Bild: Albert Moser
SEEKIRCHEN:
Das Emailwerk wird heuer zehn Jahre alt
100.000 Besucher, 1.600 Veranstaltungen
L
eo Fellinger ist Vorsitzender
des Kulturvereins Kunst-
box in Seekirchen. Der betreibt
jetzt seit genau zehn Jahren das
Emailwerk.
Zehn Jahre Emailwerk. Was
fällt Ihnen dazu spontan ein?
Fellinger:
„100.000 Besucher,
1.600 Veranstaltungen. Und:
Das Leben in Seekirchen hat sich
seither verändert. Seekirchen ist
zu einer Kulturstadt geworden
und dementsprechend haben sich
auch die Bewohner geöffnet. In
den vergangenen zehn Jahren ist
das Verständnis und die Toleranz
für Kulturveranstaltungen jeder
Art gewachsen”.
Wer kommt zu den Veranstal-
tungen im Emailwerk?
Fellinger:
„Das Emailwerk ist
inzwischen ein Kulturzentrum
für die ganze Seenregion. Aus
dieser Region kommt auch der
Großteil unserer Besucher. Sehr
viele Leute kommen aber auch
aus der Stadt Salzburg zu uns.
Wobei ich schon sagen muss,
dass wir ein großes Stammpubli-
kum und viele Jahreskartenbesit-
zer haben. Die sind so etwas wie
ein starkes Rückgrat für unseren
Betrieb.“
Die Veranstaltungen sind im-
mer ausverkauft?
Fellinger:
„Sagen wir so: Das
Emailwerk ist immer gut ge-
füllt. Wären wir immer ausver-
kauft, würde ich mir Gedanken
machen. Wieso? Weil ich finde,
dass im Emailwerk auch für Kul-
tur Platz sein muss, die jetzt nicht
so die breite Masse anspricht.
Das ist ein Anspruch, den wir
uns selbst schuldig sind. Gewis-
sermaßen ein Luxus, den wir uns
erlauben.“
Ist es schwer, alljährlich ein
so dicht gestaffeltes Pro-
gramm auf die Beine zu stel-
len, oder drängen sich so man-
che Künstler quasi schon von
selbst auf?
Fellinger:
„Ohne zu übertrei-
ben, aber wir bekommen am Tag
rund zehn Anfragen von Künst-
lern, die bei uns auftreten möch-
ten. Das zeigt, dass das Email-
werk inzwischen im ganzen
deutschsprachigen Raum einen
ausgezeichneten Ruf als Kultur-
stätte hat.“
Und wer entscheidet dann, wer
im Emailwerk auf die Bühne
darf?
Fellinger:
„Dazu haben wir ei-
nen Fachbeirat, in dem Experten
für jede Sparte sitzen. Die schau-
en sich an, wer und was zu uns
passt. Wie gut das funktioniert
zeigt sich nicht zuletzt daran,
dass praktisch seit zehn Jahren
die gleichen Leute im Fachbeirat
sitzen. Das spiegelt auch das gu-
te Klima im Verein wider.“
Was werden die nächsten zehn
Jahre bringen?
Fellinger:
„Ganz ehrlich: Ich
lasse mich überraschen. Zu-
nächst aber hoffe ich, dass die
Gemeinde 2019 den Vertrag für
das Emailwerk verlängert. Dann
hoffe ich, dass es uns gelingen
wird, junge Leute für unsere Ar-
beit zu begeistern und dass wir
weiter so einen guten Ruf als
Kulturstätte haben werden.“
Apropos Ruf. Im Vorjahr wur-
de mit einer Ausstellung so et-
was wie ein Grundstein für ein
Sprachmuseum gelegt. Wie ist
hier der aktuelle Stand?
Fellinger:
„Die Ausstellung ist
gut angekommen und wir wer-
den immer wieder gefragt, wie-
so wir daraus keine Daueraus-
stellung machen können. Dazu
fehlt uns schlichtweg der Platz.
Wenn alles klappt, dann könnte
die Ausstellung aber im Sommer
in der Salzburger Stadtbücherei
zu sehen sein.“
Und was bringt das dem ge-
planten Sprachmuseum?
Fellinger:
„Es wird darüber ge-
sprochen. Und das ist wichtig. Ich
werde weiterhin die Idee verfol-
gen, weiß aber gleichzeitig, dass
man für solche Projekte viel Ge-
duld braucht. Auch für das Email-
werk habe ich bereits 1998 die ers-
ten Pläne ausgearbeitet. Eröffnen
konnten wir aber erst 2005 ...“
Interview: Rupert Lenzenweger