Nie
mehr
Kreuzschmer-
zen.
Wer sich in St. Tho-
mas am Blasenstein durch die
„Bucklwehluck´n“ zwischen
zwei Felsen quält, hat angeb-
lich nie mehr ein Kreuz mit sei-
nem Kreuz.
Im Volksmund heißt er„lederner Franzl“,
als
„luftgselchter Pfarrer“ ist die Mumie in der
Kirche St. Thomas am Blasenstein auch in der
Fachwelt bekannt. Nach Volksmeinung han-
delt es sich um Franz Xaver Sydler de Rosen-
egg (4. Mai 1709 - 2. September 1746). Er
war ein österreichischer Chorherr und Pfarr-
vikar und seine drei letzten Lebensjahre Pfarr-
vikar in St. Thomas am Blasenstein in Oberös-
terreich. Experten vermuten, dass der Pfarrer
unter Luftabschluss getrocknet sein dürfte.
Sicher ist hingegen: Wer Licht in die dunkle
Gruft bringen möchte, um die Mumie zu sehen,
muss vorher 2 Euro „spenden“ (rechts).
orradfahrer kommen überall auf ihre Kosten
Stift Göttweig
mit-
ten im Weltkultur-
erbe Wachau.
terreichs Weltkulturerbe, das
für seinen Wein, für seine Ma-
rillen, aber auch für seine Klös-
ter weltweit bekannt ist.
Genau dieses Stückerl Land
haben wir uns für einen mehr-
tägigen Motorradausflug am
Ende des Sommers ausge-
sucht. Eine Ausfahrt, die sich
zu einer geschichtsträchtigen
Rundreise entwickelte. Und
das nicht nur wegen des Besu-
ches beim „luftgselchten Pfar-
rer“ und der Buckelwehluck´n.
Wir waren auch noch bei der
Ratgöbluckn in Perg. Das ist
der größte begehbare Erdstall
im Mühlviertel. Dabei handelt
es sich um ein in Sandstein
und Flins (verwitterter Gra-
nit) gehauenes, unterirdisches,
stark verzweigtes Gänge- und
Kammernsystem. Das wurde
ungefähr 1.000 nach Christus
als Zufluchts- und Versteck-
möglichkeit für die Bevölke-
rung angelegt. Der ursprüngli-
che Erdstall dürfte im Verlauf
der Jahrhunderte um mehrere
Kammern im vorderen Teil er-
weitert worden sein. Der Erd-
stall hat ein mehr als 100 Me-
ter langes, leicht begehbares
Gängenetz und besteht
aus 22 Gangstücken be-
ziehungsweise Röhren,
die die acht Kammern
oder breiteren Räume
miteinander verbinden. Dass
der Erdstall Verbindungsgänge
zu einer Burg der Herren von
Perg auf dem Dollberg, zum
Markt Perg oder zu der mehre-
re Kilometer von Perg entfernt
gelegenen Burg Mitterberg ge-
habt haben soll, konnte nicht
belegt werden.
Nach Pfarrergruft, Erdstall
und enger Spalte zwischen
Granitblöcken stand uns der
Sinn nach mehr Aussicht. Wir
wechselten bei Kremsmüns-
ter über die Donau und ließen
uns nach einem kurzen Spa-
ziergang durch die Klosteran-
lage vom Charme der Wachau
verzaubern. Schier kitschig
waren hier die Eindrücke, die
wir beim Gleiten entlang des
Donauufers von der Wachau
gewinnen konnten. Weintrau-
ben und Obst hingen reif und
süß auf den Ästen, die meisten
Tore zu den Weinkellern stan-
den weit geöffnet und Plakate
am Wegesrand machten uns
darauf aufmerksam, dass schon
in wenigen Tagen die ersten
Weinfeste auf dem Programm
stehen. Wir waren da aber lei-
der nicht mehr da. Deshalb ha-
ben wir in Göttweig ordentlich
zugeschlagen und die leeren
Zwischenräume in den Sattelta-
schen und Tankrucksäcken mit
Weinflaschen, Marillenschnaps
und Marmeladegläsern gefüllt.
W
as wäre ein Besuch die-
ser Region, ohne einen
Abstecher nach Willendorf bei
Spitz? Hier wurde 1908 die Ve-
nus von Willendorf entdeckt.
Die kleine, nur elf Zentimeter
große Figur stammt aus der jün-
geren Altsteinzeit (25.000 Jah-
re vor Christus) und ist Öster-
reichs bekanntestes Fundstück
im Naturhistorischen Museum
in Wien. Die Figur stellt eine
beleibte Frau dar.
Die genaue Herstellungs-
weise der Venus ist nicht be-
kannt, aber die noch sichtbaren
Arbeitsspuren weisen darauf
hin, dass zumindest die End-
bearbeitung mit einem Stichel
erfolgte. Die Venus wurde am
7. August 1908 bei Bauarbei-
ten der Donauuferbahn vom
Archäologen Josef Szombathy
gefunden. Noch heute kann die
Fundstelle besichtigt werden
und ist durch eine menschen-
große Nachbildung der Venus
in den Weingärten über der Do-
nau leicht zu finden.
Rupert Lenzenweger
Franzl“